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Rot, wild, prickelnd

Von Barbara Maey | 1. Mai 2023

Lambrusco - billiger, süsser Fusel? Die Zeiten sind definitiv vorbei und es lohnt sich, den roten Frizzante aus Norditalien neu zu entdecken.

Schon seit geraumer Zeit wird in Weinkreisen gemunkelt, dass Lambrusco sein schlechtes Image überwinden und gar zum In-Getränk werden kann. Tatsächlich gibt es aber wenige konkrete Anzeichen für den Aufstieg dieses roten Schaumweins aus Norditalien. Schade eigentlich. Sein Ruf war in den 80er Jahren so ramponiert, dass er sich nicht mehr davon zu erholen scheint. Oder doch?

Natürlich sind die billigen, süssen Massenprodukte noch auf dem Markt zu finden. Aber Lambrusco muss nicht süss sein und er muss auch nicht schlecht sein – im Gegenteil. Es gibt sie, die guten Lambruschi, die mit ihrer Fruchtigkeit, der schönen Säure und je nach Sorte auch Tanninen eine erfrischende Essbegleitung sind. Besonders gut paaren sie sich mit den kulinarischen Spezialitäten aus der Emilia-Romagna, und genau daher stammt der Grossteil der Qualitätslambruschi. Bereits die Römer haben in dieser Gegend den Saft der wilden Rebe – so in etwa die Bedeutung des Namens – in Amphoren vergoren. Heute findet die zweite Gärung, bei welcher die gärungseigene Kohlensäure im Wein zurückgehalten wird, meist im Stahltank, selten auch in der Flasche statt.

Die geschützten Herkunftsgebiete tragen die Namen der dort dominanten Sorten. So etwa der Lambrusco di Sorbara. Er hat eine zarte Farbe und wird oft als Rosé ausgebaut. Der Sorbara duftet typischerweise nach Veilchen und roten Früchten, er ist leicht und elegant. Der Lambrusco Grasparossa hingegen ist von intensiv dunklem Rot, er verströmt Aromen von Brombeeren, schwarzen Johannisbeeren, Sauerkirschen und Kakao. Er hat mehr Körper, mehr Tannine und mehr Säure als der Sorbara. Dank dieser guten Struktur begleitet er auch gehaltvolle Gerichte. Alle beide passen wunderbar zu Pizza, Pasta, Salumi. Der tiefe Alkoholgehalt und die Trinktemperatur von zehn bis zwölf Grad machen den Lambrusco zum idealen Sommerwein der etwas gehaltvolleren Art.

Generell halte ich nicht viel von Modeweinen, doch dieser prickelnde Norditaliener verdiente es, zum In-Getränk zu avancieren.

Zur Autorin

Im Wein soll die Wahrheit liegen, sagten die Römer. Und die ist bekanntlich subjektiv – genauso wie Wein letztlich Geschmackssache ist. Barbara Maey bloggt als La Terroiriste über ihre Wahrheiten und Lieblingsweine, aber auch über Anbaumethoden und den gesellschaftlichen Umgang mit Alkohol. Viel Spass bei der Lektüre!


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