Die persönlichen Begegnungen mit meinen Produzentinnen und Produzenten sind ein wichtiger Teil meiner Arbeit. Aus vielen Geschäftsbeziehungen sind über die Jahre Freundschaften geworden.
Im Januar beginnt mir der Winter oft auf’s Gemüt zu drücken. Die kalten, mehrheitlich grauen Tage werden zwar langsam wieder länger, dennoch sehne ich mich nach wärmender Sonne. Wie schön, dass am Ende dieses Monats jeweils meine wichtigste Weinmesse stattfindet: die Millésime Bio in Montpellier. Ich tanke hier nicht nur Sonne, sondern auch Energie, die aus den Begegnungen mit den Produzentinnen und Produzenten kommt. Die Beziehung zu diesen liegt mir sehr am Herzen. Natürlich müssen die Weine meine sensorische Prüfung bestehen, um in mein Sortiment aufgenommen zu werden, doch am Anfang braucht es immer auch einen Funken, der springt.
So zum Beispiel bei Jordi aus dem Priorat, der mir erzählt, dass sein speziellster Wein derjenige sei, den seine 15jährige Tochter gekeltert habe. Sie habe alles bestimmt: Trauben, Erntezeitpunkt, Vinifikation und Ausbau. Und sie habe sich mit ihren Ideen gegen ihn, den erfahrenen Önologen und Winzer, durchgesetzt. Das Resultat spricht für sich.
Oder da sind Maria und Josef aus dem Kremstal – ja, sie heissen tatsächlich so und es wird gleich ein bisschen kitschig: Als mir Maria einen Film ihres Pferdes zeigt, das den Boden in ihren Weinbergen bearbeitet, stellen wir fest, dass uns beide diese Bilder gleichermassen emotional berühren. Wir blinzeln unser Augenwasser weg und konzentrieren uns wieder auf den Wein, den wir gerade degustieren.
Teilweise sind aus den Geschäftsbeziehungen über die Jahre Freundschaften geworden. Zum Beispiel mit Yves Jean, den ich im letzten Sommer auf dem Weingut in Cairanne besucht habe, und der mich in Montpellier spontan zum Mittagessen einlädt. Er erzählt mir, dass er in ein paar Jahren in Rente gehen und seine Parzellen verkaufen wird. Er verspricht mir, dass er mir einen ebenbürtigen Nachfolger vorschlagen wird. Ich kann gar nicht daran denken, dass seine Weine nicht mehr in meinem Sortiment sein werden...
Diese Geschichten gehören zu meinen Weinen, geben ihnen eine Seele und mir einen Nährboden für meine Arbeit. Das alles schreibe ich nach dem ersten Tag in Montpellier– mir bleiben zwei weitere Tage, um den Tank zu füllen.