Auf jeder Weinflasche steht wie eine Warnung: Enthält Sulfite. Was ist denn so schlimm daran, dass im Wein Sulfite sind?
Vorsicht Schwefel! Warum wohl steht sonst auf jeder Etikette, dass der Wein Sulfite enthält? Irgendwie suggeriert das doch, dass davon eine Gefahr ausgeht. Ist Schwefel wirklich schädlich und für so viele Übel verantwortlich, zum Beispiel für die Kopfschmerzen danach? Und der Ruf nach schwefelfreien Weinen gar begründet?
Es sei vorweggenommen: schwefelfreie Weine gibt es gar nicht. Sulfite sind ein Nebenprodukt des Gärungsprozesses und sind somit in jedem Wein enthalten.
Der gasförmige Stoff Schwefeldioxid und die Salze der schwefligen Säure - Sulfite - sind für zahlreiche Lebensmittel als Zusatzstoffe zugelassen, weil sie antibakterielle und antioxidative Eigenschaften haben. Ungeschwefelte getrocknete Aprikosen beispielswiese sind daher schwarz-bräunlich, geschwefelte leuchtend orange.
Die Warnung auf den Weinflaschen nahm ihren Ursprung – wen wundert’s – in den USA, wo Sulfite in den 70er und 80er Jahren teilweise exzessiv angewendet wurden. Da es Menschen gibt, die allergisch sind auf Sulfite, wurde diese Deklaration auf Weinflaschen obligatorisch und 2005 hat die EU diese Deklarationspflicht übernommen.
Natürlich, wenn jemand allergisch ist auf Schwefel, ist dieser schädlich, sogar gefährlich. Das trifft für weniger als 1% der Menschen zu. Ansonsten wurde dem Schwefel keine schädliche Wirkung nachgewiesen, auch nicht als Verursacher von Kopfschmerzen.
Wie gesagt, schwefelfreien Wein gibt es nicht. Beim Schwefelgehalt von Weinen gibt es dennoch horrende Unterschiede, denn es gibt welche, denen kein zusätzlicher Schwefel zugesetzt wird bei der Vinifikation. Und andere, denen eben Schwefel zugesetzt wird. Schwefeln oder nicht schwefeln – die Frage spaltet die Weingemeinschaft zur Zeit. Ich bin eine Verfechterin von minimalem Schwefeleinsatz, je nach Bedarf.
Die Antwort muss jeder und jede für sich selber finden – auf Produzenten- sowie auf Konsumentinnenseite. Sicher ist: bei Kopfschmerzen war’s vielleicht ein Glas zu viel – aber nicht der Schwefel.