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Kühler Roter

Von Barbara Maey | 7. Juli 2020

Ich liebe den Sommer! In dieser Jahreszeit schleicht sich sogar bei uns etwas mediterranes Lebensgefühl ein. Wie schön ist es, an einem heissen Tag in ein saftiges Stück Wassermelone zu beissen, zur Abkühlung in den See zu springen, abends draussen zu essen und ohne zu frieren nach dem Essen noch lange sitzen zu bleiben und die langsame kühler werdende Luft auf der Haut zu spüren.

Wie schön auch, in einer Gartenbeiz zu sitzen und sich sommerliches Essen servieren zu lassen. Leider bedeuten die steigenden Aussentemperaturen oftmals auch, dass die Temperatur des ausgeschenkten Rotweins mitsteigt – nicht nur in Restaurants, sondern auch an privaten Gartenpartys. Das hingegen verdirbt den Genuss jedes roten Tropfens gänzlich. Die Aromen und die Struktur des Weins geraten ins Ungleichgewicht. Der Wein wird brandig, und zwar umso stärker, je mehr Alkohol er enthält. Auch die Säure tritt markanter hervor.

Rotwein sollte nicht wärmer sein als 18 °C. Das heisst im Klartext, dass Rotwein vor dem Genuss immer etwas gekühlt werden muss, denn in welchem Raum ist es heute schon 18 Grad kühl? Die Faustregel, Rotwein bei Zimmertemperatur zu geniessen, stammt definitiv aus anderen Zeiten. Und bei Aussentemperaturen über 30 °C droht der Wein zu einer ungeniessbaren Pfütze zu werden. Im Sommer empfehle ich daher, den Roten wie den Weissen in einem Kühler auf dem Tisch zu haben.

Es gibt Rotweine, die sogar etwas kühler genossen werden können, bei 14 – 16 °C. Wichtig ist, dass es ein fruchtbetonter Rotwein ist mit weichen, nicht zu jugendlichen Gerbstoffen. Gerbstoffe – auch Tannine genannt – sind physisch wahrnehmbar als pelziges, trocknendes Gefühl auf der Zunge. Kühle Temperaturen können den Wein hart machen und ihm eine bitterliche Note geben.

Zum gekühlt Trinken eignen sich Sorten wie Pinot Noir, Gamay, Zweigelt oder Schiava (auch Vernatsch oder Trollinger genannt). Mein aktueller Favorit ist eine Rhône-Cuvée aus Grenache, Syrah und Mourvèdre ohne Holzausbau: dunkelbeerig, würzig und mit den typischen Garrigue-Aromen von Rosmarin und Thymian aus dieser Gegend. Eben: ein bisschen südliches Lebensgefühl zu Hause im Garten.

Zur Autorin

Im Wein soll die Wahrheit liegen, sagten die Römer. Und die ist bekanntlich subjektiv – genauso wie Wein letztlich Geschmackssache ist. Barbara Maey bloggt als La Terroiriste über ihre Wahrheiten und Lieblingsweine, aber auch über Anbaumethoden und den gesellschaftlichen Umgang mit Alkohol. Viel Spass bei der Lektüre!


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