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In alter Frische

Von Barbara Maey | 1. März 2023

Markus Utiger macht keine halben Sachen - seit einigen Jahren produziert der Schweizer im Burgenland hochkarätigen Blaufränkisch. An einer Vertikale mit sechs verschiedenen Jahrgängen gab es Überraschungen.

Es war schon nach Mitternacht und die Flasche Blaufränkisch war nicht mehr voll, als der österreichische Winzer René Pöckl den Schweizer Sommelier und Weinakademiker Markus Utiger ermutigte, seinen eigenen Wein zu machen. Und nicht nur das: er bot ihm ein Filetstück seiner Rebgärten am Neusiedlersee zur Bewirtschaftung an. Markus schlief darüber und liess sich auf das Abenteuer ein.
2007 füllte Markus seinen ersten Blaufränkisch der Lage Rappbühl ab. Wer Markus kennt, weiss, dass er keine halben Sachen macht. Sein Wein wurde an einer Blindverkostung zum besten Blaufränkisch Österreichs gekürt. Die Rebsorte verträgt das trockene, heisse Klima am Neusiedlersee sehr gut und bringt strukturierte, frische Weine mit grossem Lagerpotenzial hervor. Davon haben wir uns an einer Vertikalen mit einem einmaligen Line-up überzeugt. Die Jahrgänge 2013, 2015, 2016, 2017, 2018 und 2019 wurden kredenzt.
Der 19er zeigte sich schon sehr zugänglich, frisch, saftig und finessenreich am Gaumen. Auch der 18er war nach der Abfüllung ein charmanter Schmeichler, hat nun aber einen Entwicklungsschritt gemacht und möchte wohl einen Moment in Ruhe gelassen werden. Wenn Weine reifen, können sie sich vorübergehend aromatisch etwas verschliessen.
Der 17er vermochte mit seinem Duft nach Veilchen, Kirschen, etwas Rauch und Menthol und seiner Stoffigkeit am Gaumen zu begeistern. Die grosse Überraschung war aber der älteste Wein (2013) aus der Magnum. Das Traubengut dieses Jahrgangs hatte Dank vielen kühlen Tagen und einer langen Reifung im Herbst eine gute Säure. Die Magnum wurde während drei Jahren auf 1300 Metern über Meer in einem Felsenkeller im Bleniotal gelagert. Die natürliche Kühlung liess den Wein langsam reifen. War er in seiner Jugend noch auf der harten Seite, offenbart er sich jetzt mit einem Tiefgang und einer für sein Alter unglaublichen Frische!
Es war nach Mitternacht, die Magnum war leer. Hätte mir jetzt jemand gesagt: «Mach doch deinen eigenen Wein!» - wer weiss, vielleicht hätte ich ja gesagt.

Zur Autorin

Im Wein soll die Wahrheit liegen, sagten die Römer. Und die ist bekanntlich subjektiv – genauso wie Wein letztlich Geschmackssache ist. Barbara Maey bloggt als La Terroiriste über ihre Wahrheiten und Lieblingsweine, aber auch über Anbaumethoden und den gesellschaftlichen Umgang mit Alkohol. Viel Spass bei der Lektüre!


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