2017 hat Annatina Pelizzatti eine Parzelle Completer angepflanzt. Die Sorte hat in der Bündner Herrschaft eine mehr als 700jährige Tradition und wäre beinahe ausgestorben...
Annatina Pelizzatti ist sehr zufrieden mit dem Verlauf des Weinjahres 2022. Die Trauben in ihren Weinbergen in der Bündner Herrschaft sind von sehr guter Qualität, die Gehänge sind prall und die Beeren gesund. Bis zur Reife dauert es aber noch etwa vier Wochen.
Vier Hektaren Reben hegen und pflegen Annatina und ihre Tochter Laura in Jenins. Mehr wollen sie nicht, sonst müssten sie Personal einstellen, den Keller ausbauen und so weiter. Annatina ist gern selber nah dran an ihren Reben und überhaupt macht sie’s gerne so, wie sie’s will. So mag sie ihre Weine vor der Abfüllung nicht mit Hochdruck durch Filtermembranplatten pressen und nimmt dafür in Kauf, dass ihr Pinot Noir Classic dieses Jahr leicht trüb ist. Dem Geschmack tut dies keinen Abbruch – im Gegenteil. In den Weinen sucht sie die Finesse, die Eleganz und sie arbeitet gerne mit Holz. Dieses setzt sie jedoch sehr zurückhaltend ein.
So auch beim Completer, dieser wiederentdeckten, uralten weissen Sorte, die vor allem in der Gegend um Malans angebaut wird. 2017 hat Annatina Pelizzatti eine warme Lage mit der empfindlichen Rebe bepflanzt, weil sie davon überzeugt ist, dass die regionale, eigenständige Traube viel Potenzial hat. Die Nachfrage ist auf jeden Fall da.
1321 wurde der Completer erstmals namentlich erwähnt. Die Bischöfe des Domkapitels Chur sollen den Wein nach dem abendlichen (anstrengenden?) Gebet Completorium zur Stärkung getrunken haben – daher rührt sein Name. Mitte des letzten Jahrhunderts war die Sorte in der Schweiz fast ganz verschwunden, nun sind wieder gut vier Hektaren damit bepflanzt – Tendenz steigend. Der 2021er von Pelizzatti zeigt in der Nase Aprikose, Zitrus, weisse Blüten, leicht würzige Noten, dazu dezente Röstaromen. Am Gaumen ist der Wein charaktervoll und saftig, die kräftige Säure ist schon gut eingebunden. Completer sind gute Lagerweine – aber dieser ist jetzt schon ein Genuss! Und ein schöner Kontrapunkt zu den Massenweinen, die auf einen internationalen Einheitsgeschmack getunt sind. Irgendwie passt der Completer zu Annatina.